Tourtagebuch 2002 Rügen
11.06.2002
Nach einem problemlosen Start war nach 20 Kilometern bereits das erste Hindernis zu überwinden. Eine Abkürzung
Richtung Langerwehe war wegen eines Biberdamms überflutet und zwang uns zu einem Fußmarsch mit dem Fahrrad
durch den Hürtgenwald. Durch diese Richtungsänderung mussten wir über Düren und Grevenbroich nach Neuss
fahren. Nachdem wird endlich eine Weg über den Rhein gefunden hatten, ging's immer den Fluss entlag nach
Duisburg. Durch das Umfahren des Tagebaus Garzweiler I, die Wegsuche durch Grevenbroich und eine endlose Fahrt
entlang des Rheins waren wir erst gegen halb Zehn in Duisburg, am ende unserer Kräfte. Endlich angekommen gab's
eine heiße Dusche, eine Pizza, ein Bier und endlich den ersehnten Schlaf.
Reparaturen: ein Schaltungsseil, eine gebrochene Speiche und eine abgesprungene Kette.
12.06.2002
Wider erwarten war der Weg aus dem Ruhrpott sehr schnell gefunden und mit reichlich Rückenwind ging's Richtung
Dorsten. Wie wir feststellen mussten, gibt´s auch im Münsterland Berge. Trotz einiger Gewitterschauern war das
Wetter tourfreundlich und wir erreichten unser Ziel fast auf die Minute genau.
Reparaturen: ein Sattel und mehrere lädierte Gesäßteile.
13.06.2002
Bei Regen, 11 Grad und starkem Wind ging´s auf die 3. Etappe. In Rheine war Schluss mit lustig: B70 gesperrt,
Umleitungen, viel Verkehr und schon war der Begleitwagen über alle Berge. Aber bald hatte das Tandem ein Schild
Richtung Lengerich gefunden. Leider war´s das falsche Lengerich, 20km hin, 20 km zurück. Mittags waren wir im
Endeffekt nur 40km vom Start entfernt. Aber über das flache Land ging´s dann doch zügig zum Ziel in Werlte.
Reparaturen: eine Speiche und zwei Schnürsenkel
14.06.2002
Nach einem schönen Grill- und Getreideabend bei der Freiwilligen Feuerwehr Werlte fiel das Aufstehen stellenweise
etwas schwer, und der Nieselregen trug auch nicht zur Motivation bei. Die endlosen, einsamen Straßen in Ostfriesland
kosten viel Kraft und die ersten Ausfälle sind zu beklagen. Das Tandem zeigt erst jetzt Verschleißerscheinungen, die
aber in den Händen von Flo kein Problem darstellen. In Bremerhafen wurden wir zum Glück von einem Wagen der
Feuerwehr empfangen, der uns bis zum Ziel begleitete. Im Hafengebiet hätten wir uns sonst gnadenlos verfahren.
Sonnenschein, Laolawellen der Hafenarbeiter, der Empfang am Feuerwehrhaus Weddewarden und die Aussicht auf
einen Tag frei lassen die Anstrengungen schnell vergessen.
Reparaturen: vier Speichen, eine gerissene Kette und drei Knie
15.06.2002
Ein freier Tag in Bremerhaven / Weddewarden. Hafenbesichtigung, Museum, Flanieren, Nichtstun.
16.06.2002
Der freie Tag wirkt Wunder, denn bis Mittag sind fast 70 km geschafft. Leider kann das Tandem nicht schwimmen,
sonst hätten wir uns die Fähre von Cuxhaven nach Brunsbüttel gespart und wären die Strecke auch noch getreten.
17.06.2002
Weiter geht es Richtung Norden, immer am Nord-Ostsee-Kanal bis nach Kiel. Vorbei an Containerschiffen, die zum
greifen nah den Kanal entlang schippern. Und wiedereinmal beweist das Tandem, das selbst holprige und sehr
schmale Fahrradwege kein Hindernis sind.
18.06.2002
Der heißeste Tag des Sommers. Gott sei Dank haben wir heute eine Verschnaufpause in Kiel eingelegt und sind der
Hitze nicht auf dem Fahrrad ausgesetzt und können die Seele einfach baumeln lassen. Wenn nicht das Gewitter
gewesen wäre, wo ein Teammitglied durch Hagelschlag nicht unbedeutenden Schaden am Kopf erlitten hat.
19.06.2002
Durch die Holsteinische Schweiz geht es nach Wismar. Das Bergauf Bergab ist eine Wohltat nach den endlosen
flachen Strecken der letzten Tage. Mittags ist die Ostsee zum Greifen nahe und so langsam rückt das Ziel näher. Aber
bei der Suche nach einem Weg aus Travemünde und zur Fähre nach Priwall scheint es wieder weiter weg zu sein als
jemals zuvor. Bei südländischen Temperaturen schmeckt das verdiente Bier in der wunderschönen Altstadt von
Wismar dann aber doppelt so gut.
20.06.2002
Immer weiter geht es entlang der Ostsee nach Norden. Jeder Kilometer bringt uns näher ans Ziel, jeder
zurückgelegter Kilometer meldet sich immer stärker in den Knochen. Das Treten geschieht fast automatisch, aber ab
und zu scheint man ein Quitschen in den ein oder anderen Beinen zu hören.
21.06.2002
Der letzte Tag. Nach einer stürmischen Nacht in Wustrow steht die Sprintetappe der diesjährigen Tour bevor, denn bis
9 Uhr muss die Fähre nach Hiddensee erreicht sein. Auf Rügen angekommen geschieht das, was alle schon erwartet
haben: das Hinterradritzel gibt nach über 900 km den Geist auf und ist der erste größere Defekt dieser Tour. Wenn
man bedenkt, das ein solches Ritzel bei den vorherigen Touren 10 bis 150 km gehalten hat, kann man sich allerdings
nicht beklagen. Aber ab jetzt ist der Wurm drin. Auf den letzten 9 km haben wir mehr Probleme mit dem Tandem als
die gesamten 990 km zuvor.
Nach fast 1000 km, viel Schweiß und Schmerzen an den unmöglichsten Stellen ist das Ziel erreicht! Ungläubig steht
das Team vor dem Feuerwehrhaus in Glowe. Das soll die Tour 2002 schon gewesen sein? Wie im Fluge sind fast 2
Wochen vergangen und alle sind sich einig: die nächste Tour kommt bestimmt.
Wir Danken allen Feuerwehren, die uns bei dieser Tour unterstützt haben, für Ihre Gastfreundschaft.